Konstruktive Zusammenarbeit - Hussong-Bau bleibt vorerst vor dem Abriss verschont

Es ist ein Thema, das bei vielen Bürger*innen auf Unverständnis trifft: Der Hussong-Bau auf dem DRK-Gelände soll zugunsten von Neubauten abgerissen werden – und das, ohne dass die Bevölkerung auf die Bedeutung des abzureißenden Gebäudes hingewiesen wurde. Auf der deswegen einberufenen Sondersitzung konnte glücklicherweise der Abriss zunächst gestoppt werden.

18.03.21 – von Kira Steinau –

Es ist ein Thema, das bei vielen Bürger*innen auf Unverständnis trifft: Der Hussong-Bau auf dem DRK-Gelände soll zugunsten von Neubauten abgerissen werden – und das, ohne dass die Bevölkerung auf die Bedeutung des abzureißenden Gebäudes hingewiesen wurde. Auf der deswegen einberufenen Sondersitzung konnte glücklicherweise der Abriss zunächst gestoppt werden.

Hermann Hussong prägt das Kaiserslauterner Stadtbild. Der berühmte Architekt wurde zum Oberbaurat der Stadt gewählt und war bis in die 30er Jahre aktiv. Er war ein Vordenker der modernen Baupolitik, entwickelte er doch bereits während des 1. Weltkriegs ein Wohnungsbauprojekt mit Kleinwohnungen, das den meisten deutschen Großstädten deutlich voraus war und auf dessen Basis die Bau AG gegründet wurde. Seine Architektur reicht von einem eher expressionistischen Stil bis hin zu funktionalen oder traditionellen Formen. Aus seiner Zeit als Lauterns Stadtplaner finden sich zahlreiche Gebäude in Kaiserslautern wieder.

Dazu zählt auch die sogenannte Sanitätskolonne in der Augustastraße auf dem Gelände der DRK. Diese soll nun Mehrfamilienhäusern weichen, wodurch hiermit ein bedeutendes Stück Kaiserslauterner Baugeschichte vernichtet werden würde. Zudem würden wir ein wichtiges Mahnmal verlieren: Am 10. November 1938 wurden etwa 50 jüdische Männer in der Kolonne eingesperrt und am nächsten Tag nach Dachau deportiert. In Zeiten, in denen sich rechte Kräfte genau das Verschwinden solcher Mahnmale wünschen, dürfen wir das Vergessen und Nicht-Aufarbeiten unserer Geschichte nicht zulassen!

Bereits 2016 wurde über den Bebauungsplan abgestimmt. Auch wir stimmten dafür. Allerdings wurde dem Rat damals die Tatsache, dass es sich um einen Hussong-Bau handelt, nicht mitgeteilt, obwohl bereits einige Mitarbeitenden der Behörden darüber wussten. Der einzige Fehler, den der Rat damals gemacht hat, ist, dem Informationsfluss innerhalb der Behörden unreflektiert zu vertrauen. In Zukunft werden wir Bauvorlagen kritischer hinterfragen.

Um ein solches Szenario in der Zukunft zu verhindern, haben wir mündlich beantragt, das Bestandkataster der Denkmalliste zu aktualisieren. Außerdem sollen Bebauungspläne, die historische Gebäude betreffen, dem Gestaltungsbeirat vorgelegt werden.

Uns ist die historische und stadtgestalterische Bedeutung der Sanitätskolonne schmerzlich bewusst, weswegen wir uns stark dafür einsetzen werden, den Abriss zu verhindern und gemeinsam mit dem DRK eine Alternativlösung zu finden. Auf der Sondersitzung am vergangenen Montag wurde hierfür der erste Stein gelegt. Positiv anzumerken ist, dass die Ratssitzung konzentriert und konstruktiv ablief, obwohl klare und unserer Meinung nach gerechtfertigte Kritik an Verwaltung und DRK geäußert wurde. Bemerkenswert in diesem Prozess ist zudem die hervorragende überparteiliche Zusammenarbeit von Grünen, CDU, FWG, FDP und Linken zum Wohle unserer Stadt – eine Zusammenarbeit, die einmal mehr beweist, dass wir gemeinsam viel erreichen können. Nun ist abzuwarten, welches Vorgehen auf der nächsten Ratssitzung vorgelegt wird.

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