Bis heute stellen Verbrechen wie der Völkermord an Herero und Nama durch deutsche Kolonialisierungstruppen mit schätzungsweise bis zu 70.000 Opfern einen blinden Fleck deutscher Erinnerungskultur dar. Straßennamen fungieren nach wie vor als Denkmäler für Täter dieser Zeit. In Kaiserslautern Erfenbach etwa existiert bis heute die Lettow-Vorbeck-Straße, benannt nach dem deutschen Generalmajor und Kommandanten der „Schutztruppe“ für Ostafrika Paul von Lettow-Vorbeck (1870 – 1964). In den Jahren 1900 – 1901 nahm Lettow-Vorbeck freiwillig an der blutigen Niederschlagung des Boxeraufstandes in China Teil, bei der deutsche Truppen an Strafexpeditionen mit Hinrichtungen und Plünderungen beteiligt waren. Als Adjutant des Generalleutnants Lothar von Trotha war Lettow-Vorbeck am Völkermord an rund 75.000 einheimischen Herero und Nama beteiligt. Lettow-Vorbeck findet insbesondere in rechtsextremistischen Kreisen noch heute Verehrung.
Der Antrag der Grünen Stadtratsfraktion auf Umbenennung der Lettow-Vorbeck-Straße hat bei der Stadt einen Stein ins Rollen gebracht. Da es sich hier nicht um die einzige Straßenbenennung im Zusammenhang mit der Kolonialisierung oder der Nazi-Herrschaft handelt, veranlasste Oberbürgermeister Weichel die Thematik bei einer der künftigen Stadtratssitzungen anstelle des Bauausschuss einzubringen. Hierbei soll der grundsätzliche Umgang mit der Thematik diskutiert und daraus eine zukünftige Handlungsweise für alle Einzelfälle abgeleitet werden.
Der Fortbestand eines Straßennamens, der den Namen Lettow-Vorbecks trägt, wäre ein Schlag ins Gesicht für die Opfer deutscher Verbrechen der Kolonialzeit und deren Nachfahren. Zwar mag eine Umbenennung nur eine kleine Geste darstellen, ist jedoch das mindeste, was die Stadt Kaiserslautern zur Aufarbeitung unserer Geschichte leisten kann. Die Grüne Ratsfraktion begrüßt die Reaktion der Stadtverwaltung, sich mit diesem Aspekt der Aufarbeitung tiefergehend zu beschäftigen.
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