"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt" (Erich Fried) Seit Menschengedenken orientiert sich menschliches Handeln an einem immer weitergehenden materiellen Wachstum. Erst in den letzten Jahren beginnen einige Menschen zu verstehen, dass unendliches Wachstum bei endlichen Ressourcen nicht funktionieren kann.
02.03.21 – von Tobias Wiesemann –
"Wer will, dass die Welt so bleibt, wie sie ist, der will nicht, dass sie bleibt" (Erich Fried)
Seit Menschengedenken orientiert sich menschliches Handeln an einem immer weitergehenden materiellen Wachstum. Erst in den letzten Jahren beginnen einige Menschen zu verstehen, dass unendliches Wachstum bei endlichen Ressourcen nicht funktionieren kann.
Wie äußert sich die Endlichkeit der Ressourcen in unserem Alltag in Kaiserslautern?
- Die Grundwasserstände sinken, wir müssen deswegen ein neues Wasserwirtschaftskonzept entwickeln. Neue Täler müssen erschlossen werden, um unseren Durst zu stillen. Zunehmende Bebauung verhindert die Grundwasserbildung. Der Gelterswoog trocknet aus.
- Energie wird immer teurer, inzwischen sprechen wir bei der Wohnraumheizung von der zweiten Miete.
- In der Stadt nehmen Hitze und Dürre zu, Stadtgrün vertrocknet.
- Die besiedelte Fläche der Stadt wird immer größer, die Wege in die Naherholung werden immer weiter
- Auch in Kaiserslautern finden sich immer weniger Insekten. Weniger Tierarten sind ein Zeichen für schlechte Lebensbedingungen. Früher oder später holt dies auch uns Menschen ein.
Die Menschen haben aus unserer Sicht keine Angst vor Veränderung. Sie haben Angst, dass weiterhin ohne Sinn und Verstand gebaut wird. Sie haben Angst, dass alles beim Alten bleibt. Diese Ängste nehmen wir Grüne ernst. Natürlich muss sich eine Stadt entwickeln. Diese Entwicklung muss zukunftsfähig werden. Eine Entwicklung "auf der grünen Wiese" mit beständiger Ausdehnung des Siedlungskörpers ist nicht zukunftsfähig. Unsere Ziele sind deswegen:
- Konsequentes Flächenrecycling: Wir wollen das Pfaff-Gelände, die alte Stadtgärtnerei, Parkplatzflächen am Betzenberg, aber auch die Flächen der alten Fachhochschule bebauen, bevor wir neue Natur bebauen.
- Neue Wohnkonzepte: Viele von Familien nachgefragte Einfamilienhäuser werden in Kaiserslautern von alleinstehenden Senior*innen bewohnt. Oft fühlen sich die älteren Menschen einsam in den zu groß gewordenen Häusern. Für diese Gruppe benötigen wir gute Angebote im Sinne eines erweiterten Generationenvertrags: Altengerechte Wohnungen in attraktiver Lage und der persönliche Kontakt zu einer Familie, die in die Altimmobilie zieht, kann helfen, im Miteinander ohne Neubauten vorhandenen Wohnraum gemeinsam neu zu nutzen. Hier möchten wir einen Diskurs anstoßen und Best-Practice-Beispiele finden.
- Der Eindruck, wir würden uns gegen jede Bebauung sperren ist falsch: Wir haben aktuell Bebauungsplänen auf bereits versiegelter Fläche zugestimmt: Neubaugebiete in Erlenbach und Morlautern sind auf einem guten Weg.
- Konversion massiver einfordern: Im Stadtgebiet befinden sich große Flächen, die militärisch genutzt werden. Erkennbar wird dort wenig sparsam mit Fläche umgegangen. Hier regen wir deutlich stärkere Angebote an die amerikanische Seite an, Flächen gemeinsam zu beiderseitigem Vorteil intensiver zu nutzen.
- Neubaugebiete qualitätvoll entwickeln: Auch dort wo neu gebaut wird, werden wir Grüne Stadtklima, Artenvielfalt, Energieeffizienz und Wasserhaushalt im Blick haben. Das Stichwort ist doppelte Innenentwicklung. Maximal verdichteter Bebauung wie an der Bremer Straße, am Musikerplatz, am Südausgang des Hauptbahnhofes oder gegenüber dem Unionkino werden wir nicht zustimmen. Hier möchten wir gemeinsam mit der Verwaltung Bebauungspläne nah an den Bedürfnissen der Menschen auch nach Licht und Luft und Grün und Baukultur entwickeln. Es wäre schön, wenn Herr Dr. Weichel an diesem Punkt mit uns zusammenarbeiten würde, anstatt einseitig auf Investorenplanungen zu beharren, das Engagement von Bürger/innen zum Naturerhalt als Egoismus zu diffamieren und mit dieser Haltung sinnvolle Entwicklungen zu blockieren. Von unserer Seite steht dem nichts im Wege.
Jetzt übermäßig an falscher Stelle Natur zu zerstören nimmt solchen Bemühungen den Druck aus dem Kessel. Warum soll man umständlich verhandeln, wenn doch genügend Raum einfach aus der Natur entnommen werden kann?
Verständlicherweise wird mit allen Bandagen dafür gekämpft, diesen Weg des einfachen Profits beizubehalten. Die Wahrheit das unsere Ressourcen endlich sind bleibt dabei oft auf der Strecke. Wir Grüne haben das oft erlebt. Wir fühlen uns dieser Wahrheit nach wie vor besonders verpflichtet, denn sie ist letztlich das beste Argument. Es ist unser Anspruch, unser politisches Handeln so gut es geht hieran auszurichten.
Entwicklung: Ja, aber klug.