Kreistag: Dr. Heinicke unterstützt Klage von Hausärzten gegen Standesorganisation

15.08.16 –

Der Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag Kaiserslautern, Dr. Eike Heinicke, erklärt sich mit den Vorderpfälzer Kollegen solidarisch und möchte der Klage gegen die eigene Standesorganisation beitreten.

Vierzig Vorderpfälzer Ärzte verklagen ihre Standesorganisation, es geht in der Meldung im SWR und den Zeitungen um die Verlegung der Notdienstzentrale, auf Grund dessen müssen die diensttuenden Kollegen ineffizient lange Fahrten zu ihren Einsatzorten zurücklegen.

Dabei scheint nicht so erwähnenswert zu sein, dass neben den wohl geldverdienenden und gesunden Ärzten, besonders die Kranken, Alten und Hilfesuchenden länger warten müssen und beschwerlich längere Wege auf sich nehmen müssen.

Als Betroffener, selbst Patient und Hausarzt, ist dennoch diese Klage längst überfällig, denn unser Gesundheitssystem entfernt sich aus betriebswirtschaftlichen Zielsetzungen von seiner wirklichen Bestimmung Patienten zu stützen und zu helfen. Hier nun wird es eklatant durch die Distanz zu den nun kilometerweiten Entfernungen Zeichen Arzt und Hilfesuchenden! Zu oft hat man das Gefühl das System hilft sich selbst mit Bürokratie effizienter als den eigentlich Schutzbefohlenen, den Kranken und auch denen, die sich direkt um sie kümmern.

Am 14.7. schrieb Harro Albrecht in der ZEIT No.30, Seite 31, nach der Überschrift " WAS BRAUCHT DER PATIENT?: „Im Gesundheitssystem zählen Leistungen, die abgerechnet werden können - der Mensch ist oft zweitrangig ."

Unlängst bekam ich die Hochglanzbroschüre über die Neubautätigkeit der Uni Homburg zuge- schickt. Schon auf der ersten Seite prangt großformatig das Bild des Verwaltungsdirektors, gefolgt von Abbild und Begrüßungstext der zuständigen Ministerpräsidentin, Annegret Kramp- Karrenbauer, erst dann kommen Konterfeis und Texte von Dekan und Ärzteschaft. Im Folgenden werden viele medizinische, auch innovative Einrichtungen und Abteilungen, der saarländischen medizinischen Fakultät aufgezählt. Es fehlt der Lehrstuhl für Allgemeinmedizin. Oder besser patientenorientiert, ein interdisziplinärer Lehrstuhl für Gesundheit, den unser Patientenverein 'GESUNDHEIT und soziale Verantwortung in mittelbarer Nähe seit längerem fordert.
In der besonders dem Sport zugetanen regionalen Die Rheinpfalz sind in regelmäßigem Abstand Sprechzeiten der Fachärzte des Westpfalzklinikums aus Kaiserslautern zu speziellen medizinischen Problemen abgedruckt. Die Zeitung befindet sich damit sicher im Interesse der Geschäftsleitung und aufklärenderweise vielleicht auch in dem seiner Leser. Beim Leser kommt neben der berechtigten Kompetenz der jeweiligen Fachärzte, indirekt und unterschwellig auch an: Geh' bei Problemen am besten zum Facharzt oder gleich in die Klinik! Für Klinik und Zeitung liegt der sicher bezweckte betriebswirtschaftliche Erfolg auf der Hand. Die Orientierung für beispielsweise Medizinstudenten, die aus unserem Schulsystem als Gewinner hervorgegangen sind, wird ähnlich sein, geregelte Sprechstundenzeiten und Gewinn.

Das allerdings geht an der bundesrepublikanischen und europäischen Wirklichkeit vorbei, denn wir bräuchten, um die Probleme der Zukunft und längst auch der Gegenwart zu lösen, Hausärzte und Hausärztinnen.

In der anderen nahegelegenen medizinischen Fakultät in Mainz kommen hunderte von Professoren, Oberärzte, Fachärzte und Assistenzärzte (wahrscheinlich tausend) auf einen Lehrstuhlinhaber, nebst Oberärztin für Allgemeinmedizin mit dem pleonastischen Anhängsel Geriatrie. Man kann sich lebhaft vorstellen wie sich dort die Medizinische Fakultät in ihrem Dornröschenschlaf bezüglich Allgemeinmedizin bei karger Bereitschaft dieses Zusatzes Geriatrie als zusätzlicher Entscheidungshilfe bediente. Sicher auch politisch gedrängt in unserem vom Hausärztemangel und Demographie bedrohten Flächenland Rheinland Pfalz.

Mit bisher 5 Veranstaltungen "Hausärzte auf der Roten Liste“ wollten wir auf die seit Jahren laufende Problematik aufmerksam machen. Ärztekammer, Krankenkassen Politik und kassenärztliche Vereinigung waren immer eingeladen, nur die Politik kam.

Aus dem volkswirtschaftlichen begründeten Gesundheitssystem wird ein Betriebssystem für den medizinisch-industriellen Komplex. Die Krankenkassen erstatten nur patentierte Medika- mente, besser wirksame naturidentische nicht. Ärzte werden hauptsächlich für Sachleistungen bezahlt. Beratungszeiten der rund um die Uhr schaffenden Hausärzte werden nicht ausreichend vergütet! Die aus der ambulanten Arbeit entwickelten technischen Anwendungen werden vom gemeinsamen Bundesausschuss nicht anerkannt, z.B. HRV, Proteomik, Thermographie, Mikrobiom-Diagnostik und Therapie, Hautwiderstandsmessungen, etc..

Der gemeinsame Bundesausschuss (gBA)sollte besser 'einsamer' BA heißen, denn dort sind nur die Krankenkassen und Ärztevertreter abstimmungsberechtigt, die wichtigste Gruppe der Patienten kann nur beratend teilnehmen.

Nochmal: das große Interesse der aktuellen Medizinpolitik gilt nicht der Person des Patienten, es sieht über Forschung und Therapie vorwiegend auf das Symptomkurieren mittels Chemie, klinischer Technik und Labor. Über allgemeine Leitlinien wird es dann generalisiert.

Eike Heinicke, Dr. med., Hausarzt Stellvertretende Fraktionsvorsitzende der GRÜNEN im Kreistag Kaiserslautern

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